November 20, 2006 at 14:16 · Eingeordnet unter Mexico
Gestern fast den ganzen Tag stürmisches Regenwetter, heute wieder ein ständiger Wind, der einem tatsächlich ein paar gelbgefärbte Laubblätter um die Ohren weht - es scheint, als gäbe es auch in Mexico so etwas wie Herbst. Freilich nicht so ein Herbst wie der, der die Leute nachmittags zu einem Spaziergang im gelbrot tapezierten Park einlädt, dafür gibt es hier zum einen nicht genug Parks, und zum anderen gibt es nicht genug Laubbäume, die für den richten Farbton sorgen könnten. Aber trotzdem hat man eine Ahnung vom Herbst, und weil ich den Herbst eigentlich ganz gerne mag, finde ich das gut.
Die Kehrseite des Herbstes ist allerdings, daß er mit Temperaturen einhergeht, die einen den Schal und die dickere Jacke aus dem Schrank holen und entstauben lassen. Eigentlich ist es ja ganz nett, sich dick einzupacken, ein oder zwei Stunden die Nase in der Herbstwind zu halten und dann ins behaglich warme Zuhause zurückzukehren. Klingt toll - aber leider fehlt den Mexikanern offenbar jegliches Temperaturempfinden(man denke nur an durch Klimaanlage permagefrostete Reisebusse, was dazu führt, daß man beim Einsteigen die Jacke anzieht und beim Aussteigen wieder auszieht), so daß sie Häuser bauen, die weder über Heizung(ich meine wirkliche KEINE Heizung) noch über isolierte Fenster verfügen. Damit sind nicht etwa topmoderne doppelverglaste Isolierscheiben gemeint - ich rede von Gummizargen, mit denen man die Spalten zwischen dem Rahmen und dem zu öffnenden Fenster abdichtet. Dank des Nichtvorhandenseins dieses unbedeutenden bautechnischen Details kann ich also praktisch den Herbstwind in meinen vier Wänden live miterleben. So kann man vielleicht Häuser in Acapulco oder Veracruz bauen, wo sowieso das ganze Jahr über Sauna ist, aber nicht im Hochland von Puebla, wo Kleidungsläden mit winddichten Jacken tatsächlich noch Geschäfte machen können.
Nun pflege ich allerdings nicht, mit Schal und dicker Jacke zu schlafen also mußte ich mir eine weitere Lage Decken organisieren, um nicht den frostbedingten Verlust von lebensbereichernden Körperteilen beklagen zu müssen. Natürlich kann das nur eine vorübergehende Lösung sein. Mal sehen, ob ich mein Holzregal verbrenne, oder die Fensterscheiben mit Haargel abdichte. Irgendwas wird mir schon einfallen. Bleibt dran.
November 9, 2006 at 19:32 · Eingeordnet unter Mexico, zum Mitnehmen
Die Fotos aus Chiapas sind online! Zu finden hier
October 25, 2006 at 22:53 · Eingeordnet unter Mexico
Beim Stöbern auf meiner Festplatte fand ich gerade rein zufällig den ollen Schinken “Mexico” von der weltberühmten Gruppe Dschinghis Khan. Jetzt, wo ich dem besungenen Objekt etwas näher bin, fühle ich mich verpflichtet, den zugegebenermaßen gewagten Text mit einigen Kommentaren zu versehen. Insbesondere, weil mein guter Freund Klemens mir geschrieben hat, daß er anhand des Liedes einen Eindruck von meinem derzeitigen Aufenthaltsort zu bekommen versucht.
Vamanos!
Die rote Sonne steht am Himmel,
Gefährlich wie Aztekengold.
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Rot ist sie zwar nicht, und über die Gefährlichkeit von Aztekengold habe ich auch nicht viel erfahren - aber die Sonne ist echt nicht ohne! Nie mehr ohne Sonnenmilch aus dem Haus!
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Die Schatten der Conquistadoren,
Die reiten verloren und ruh‘n sich nie aus.
Hoch oben in der Sierra Madre
Hört man den dumpfen Trommelschlag.
Auch wenn die alten Götter schweigen,
Seit uralten Zeiten sind sie hier zuhaus’.
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Ich laß’ das mal so stehen…
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Du fremdes Land gibst Dein Geheimnis keinem preis.
Du stolzes Land, gebaut aus Liebe, Blut und Tränen.
Du wurdest tausend Mal erobert
Und hast am Ende doch gesiegt.
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Was hier in eine heitere, unbeschwerte Melodie verpackt wird, ist tatsächlich das traurigste Kapitel der mexikanischen Geschichte. Denn um es zu dem Mexico werden zu lassen, das das Land heute ist, mußten seine Bewohner viel Leid und Kummer ertragen. Angefangen mit der spanischen Eroberung durch Hernan Cortes, die zu einer fast 300-jährigen Unterdrückung und teilweise Ausrottung der indigenen Völker führte, über den Unabhängigkeitskrieg vom spanischen Mutterland bis hin zur mexikanischen Revolution - und ganz zu schweigen von mehreren militärischen Invasionen durch die USA, Frankreich und Spanien - war es ein langer, blutiger Weg bis zum heutigen Mexico.
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Und alle die dein Schicksal schrieben,
Kamen zu dir und sie blieben,
Denn sie haben Dich geliebt.
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Das ist wahr.
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Mexico, Mexico.
Mariachi spielt das alte Lied und schenkt Tequila ein,
Dass keiner traurig bleibt und alles singt.
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OK, aber bitte nicht zu viel Mariachi-Musik - nach einer Weile geht die ziemlich auf die Nerven. Tequila geht klar(obwohl man hier verdächtig viel Bacardi zu sich nimmt) und traurig ist hier eh keiner.
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Mexico, Mexico -
Dort wo die Blume Sehnsucht blüht
Und wo der heiße Wind das Lied der Freiheit singt in Mexiko.
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Genau! Tierra y libertad!
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Und abends in den Avenidas,
Da trifft sich Arm und trifft sich Reich.
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Das ist mal gerade ganz gewaltig an den Haaren herbeigezogen, denn zum ersten trifft man sich nicht in den Avenidas, sondern auf dem Zocalo(dem Hauptplatz praktisch jeder mexikanischen Stadt) und ganz bestimmt nicht arm und reich zusammengeworfen.
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Das Land erwacht aus der Siesta,
Der Rausch einer Fiesta macht nachts alle gleich.
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Das kann man so unterschreiben, feiern können die Mexikaner als wenn sie’s gelernt hätten.
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Du schönes Land, voll Leidenschaft und Ehrlichkeit.
Du heißes Land, wo Träume allzu leicht verbrennen.
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Mit “schön”, “Leidenschaft” und “heiß”(obwohl es im Hochland auch echt mal arschkalt werden kann) komme ich klar. Nun will ich den Mexikanern aber auch keinen Fall unterstellen, daß sie alle notorische Lügner sind - aber “Ehrlichkeit” würde ich vielleicht eher weiter hinten bei den typischen Eigenschaften einordnen.
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Viva Mexico!
Mexico!
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Viva Mexico, cabrones!
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August 2, 2006 at 2:30 · Eingeordnet unter Mexico
So, es wird Zeit und zwar die allerhöchste, nämlich von meinen Aktivitäten im Land des Tequila und der Sombreros zu berichten. Inzwischen hinke ich gut zweieinhalb Monate hinterher, also auf geht’s!
Fangen wir ganz vorne an, nämlich, wie ich überhaupt hergekommen bin. Der 2. August im Jahre des Herrn 2006 war der Tag meiner Abreise - ich hatte mich für einen Flug mit Continental Airlines entschieden, der mich von Hamburg, Flughafen Fuhlsbüttel über Newark International bis schließlich nach Mexico City, Benito Juarez International führen sollte.
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